Traumatherapie: Wenn die seelische Wunde nicht heilen will
Ein psychisches Trauma ist ein tiefgreifendes Erlebnis, das den Rahmen herkömmlicher Bewältigungsmöglichkeiten sprengt. Es kann Menschen aller Altersgruppen treffen, auch Kinder, und durch unterschiedlichste Ereignisse ausgelöst werden. Der Betroffene erlebt sich oft als ohnmächtig, ausgeliefert, hilflos und handlungsunfähig. Das wiederum löst großen Stress aus, was zur Blockade der normalen Verarbeitung im Gehirn führen kann.
Der Traumatisierte wird ungewollt immer wieder von Gedanken an das auslösende Erlebnis bedrängt. Man hört die Geräusche, sieht die Bilder, wird mit Gefühlen, die durch das Trauma ausgelöst wurden, aufs Neue konfrontiert. Das verunsichert und macht Angst.
Drei von vier Menschen werden im Lauf ihres Lebens mindestens einmal Opfer eines solchen Schicksalsschlags, schätzt die bekannte Ärztin und Traumatherapeutin Luise Reddemann. Viele Betroffene besitzen genügend eigene Kraftquellen, um solche schweren seelischen Verletzungen zu überstehen. Vor allem, wenn ein gut funktionierendes soziales Netz wie Familie und Freunde den Betroffenen unterstützt.
Oft reichen diese Ressourcen jedoch nicht aus. Dann macht es Sinn, Therapeuten aufzusuchen, die traumaverarbeitende Verfahren anbieten. EMDR und PITT sind zwei solcher Verfahren, die ich neben anderen Methoden anwende.
Methode EMDR:
Königsweg zur Linderung großer Not
EMDR (Abkürzung für den englischen Fachbegriff Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine komplexe Methode der Traumaverarbeitung. Sie wirkt zuverlässig bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. EMDR wurde Ende der 80er Jahre des 20sten Jahrhunderts in den USA entwickelt. In Deutschland ist EMDR seit 2006 durch den wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie als wissenschaftlich begründete und hoch wirksame Methode der Psychotherapie für traumatisierte Menschen anerkannt.
Nach der Anamnese wird gemeinsam mit dem Klienten ein individuelles Ziel der Behandlung und ein Auftrag an den Therapeuten formuliert. Über Entspannungsverfahren und unterschiedliche psychotherapeutische Maßnahmen werden die inneren Kräfte und das Sicherheitsgefühl des Klienten so gestärkt, dass eine heilende Auseinandersetzung mit dem belastenden Thema möglich ist. Typische Symptome, die mit EMDR behandelt werden können sind:
Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten, innere Anspannung, ständige Nervosität, innere Unruhe, Erregbarkeit, Unbeherrschtheit, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, Träume / Alpträume, Angst / Panik, Persönlichkeitsveränderungen, Teilamnesien, psychische Erstarrung, Emotionslosigkeit, Abstumpfung, Interesselosigkeit an zuvor gern ausgeübten Tätigkeiten, Gefühl von Anderssein, Entfremdungsgefühle, Schuldgefühle, Flashbacks, Vermeidungsverhalten, selbstverletzendes Verhalten, körperliche Schmerzen.
Methode PITT:
Schonende Selbstheilung an einem sicheren Ort
PITT ist eine schonende Form der Traumatherapie. Sie stärkt die Kraftquellen des Klienten und arbeitet mit seiner Vorstellungskraft, der „Imagination“.
Zentral ist bei PITT (Abkürzung für „Psychodynamisch-Imaginative-Traumatherapie“), dass der Klient für sich eine Vorstellung von einem geschützten, sicheren Ort entwickelt. Dies beruhigt und entlastet ihn. Die Therapeutin regt dann den Klienten dazu an, seine verletzten inneren Anteile gedanklich an diesen Ort zu bringen. Dort werden sie in seiner Vorstellung versorgt, getröstet und zu einem veränderten Umgang mit sich selbst angeleitet. PITT unterstützt die Selbstheilungskräfte des Menschen mit der Sichtweise, dass jeder Mensch den eigenen Experten für sich selbst in sich trägt.
PITT wurde Anfang der 2000er Jahre von der Ärztin, Psychoanalytikerin und Traumatherapeutin Luise Reddemann entwickelt.
Ich wurde in dieser Methode von Luise Reddemann ausgebildet und wende PITT seit 2007 mit großem Erfolg an.